Mittwoch, 1. Februar 2012

Rezension: Zoe Jenny - Das Blütenstaubzimmer

Autorin: Zoe Jenny
Titel: Das Blütenstaubzimmer
Seiten: 139
Genre: Erzählung
veröffentlicht: 1997 bei der Frankfurter Verlagsanstalt


Kurzbeschreibung:

Jo, fir Protagonistin des Romans, hat gerade ihr Abitur gemacht. Kurz entschlossen entscheidet sie sich, zu ihrer Mutter in das südliche Land zu reisen, in dem sie mit ihrem neuen Mann lebt. 12 Jahre haben sie sich nicht gesehen, die Annäherung erweist sich als schwierig. Ganze zwei Jahre, viel länger als sie geplant hatte, bleibt Jo schließlich in dem Haus von Alois, dem schwermütigen Maler. Als dieser bei einem Autounfall stirbt und ihre Mutter sich im Blütenstaubzimmer einschließt, so, als wolle sie sich lebendig begraben, ist es Jo, die sie retten kann. Doch zu größerer Nähe kommt es nicht. Desillusioniert und abgestoßen von den Lebenslügen der Erwachsenen vollzieht Jo Schritt für Schritt die Trennung. Wie eine Schlangenhaut wirft sie die Welt ihrer Kindheit ab.

Leseprobe


Über die Autorin:

Zoë Jenny wurde 1974 in Basel geboren. 1997 erschien ihr erfolgreicher erster Roman "Das Blütenstaubzimmer", für den sie u.a. den "aspekte-Literaturpreis für das beste Prosadebüt des Jahres" und den "Preis der Jürgen-Ponto-Stiftung" erhielt. Außerdem schrieb sie „Der Ruf des Muschelhorns“ und „Ein schnelles Leben“ sowie das Kinderbuch „Mittelpünktchens Reise um die Welt.“ Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt heute in London.


Rezension:

Von dieser Autorin habe ich bereits vorher ein Buch gelesen, das mich ein wenig mehr als dieses hier fasziniert hat, aber das mag wohl nur an der Geschichte und nicht an der Sprache liegen, denn die Sprache macht diese Erzählung zu etwas Besonderem.

"Der Bus rast den Hügel hoch ins Dorf. Es ist die Endstation, aber die Alten rühren sich nicht, und sowie ich an ihnen vorbeigehe, sehe ich, dass sie, die Köpfe aneinandergelehnt, eingeschlafen sind. Ich hatte erwartet, dass ein Haus sich leerer anfühlt, in dem plötzlich jemand fehlt. Aber es fühlt sich nicht leerer an seit dem Tod von Alois; nur die Bilder sind weg, die überall an den Wänden hingen, Gegenstände sind verschwunden, die Bibliothek ist ausgeräumt. Lucy hat Vasen, Schalen und Körbe gekauft, um sie in die leeren Ecken zu stellen. In meinem Zimmer hat sich nichts verändert. Auf dem Tisch liegen die Bücher, die ich mitgenommen, aber noch nicht gelesen habe. Daneben die Postkarten, auf die ich schon Marken geklebt habe, aber dann ist mir niemand eingefallen, dem ich sie hätte schreiben können." (S. 27/28)

Jo, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, ist auf der Suche nach sich selbst. Kontakte in ihrer alten Heimat bei ihrem Vater hat sie nicht, neue Kontakte bei ihrer Mutter hat sie ebenfalls keine. Jo wollte unabhängig sein, doch sie läuft nur von einem Elternteil zu einem anderen und verharrt dort ohne große Teilnahme oder Gefühle. Eine richtige Eltern-Kind-Beziehung ist nicht aufgebaut.
Erst Alois' Tod ist ein wichiger Wendepunkt in Jos Leben. Sie unternimmt allein Ausflüge, vergräbt sich nicht nur in ihren Büchern, findet sogar eine Freundin, mit der sie Pläne schmiedet. Sie wird selbstständig.
Ob der Roman ein Happy End hat, ist schwer zu sagen. Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Doch für mich hat er das.

Fazit:

Ein nachdenkliches, prägnantes Buch! Das nächste von der Autorin wird bald auf meiner Leseliste landen.

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