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Mittwoch, 29. Februar 2012

Rezension: William Golding - Herr der Fliegen

Autor: William Golding
Titel: Herr der Fliegen
Seiten: 229
Genre: Klassiker
veröffentlicht: 1954 im Fischer Verlag
Originalausgabe: Lord of the Flies (London, 1954)
Leseprobe gibt es hier.


Kurzbeschreibung:

Eine Gruppe englischer Schuljungen gerät infoge eines Flugzeugunfalls auf eine unbewohnte Insel im Pazifischen Ozean. Kein Erwachsener überlebt. Zunächst erscheint der Verlust zivilisatorischer Ordnungsprinzipien leicht zu bewältigen: auf der Insel gibt es Wasser, Früchte, sogar wilde Schweine, die erlegt werden können. Ralph lässt Hütten bauen, erkundet die Insel, richtet einen Wachdienst für das Signalfeuer ein. Der gute Anfang aber führt in eine Krise, die bald diabolische Formen annimmt. Aus der Jagd wird blutiges Schlachten - die Jäger und die Hüter des Feuers geraten in einen Kampf auf Leben und Tod. Die Gemeinschaft zerfällt, Terror und barbarische Primität gipfeln im Machtrausch, der auch Mord nicht ausschließt. Das Beängstigende an diesem Gleichnis menschlicher Gesellschaft ist die Tatsache, dass diese Jungen keineswegs Monstren oder Verbrecher sind. Jeder von ihnen ist in irgendeiner Jungenklasse der Welt zu finden.
 
 
Rezension:

"Stecht das Tier! Macht es tot! Blut fließt rot!

Sie tanzten jetzt im Takt, und der Singsang erfasste sie immer mehr und fiel in festen Rhythmus. Roger verwandelte sich aus dem Schwein in einen Jäger, sodass die Mitte des Ringes frei war. Einige der Kleinen bildeten ihren eigenen Reigen; und die kleineren Kreise drehten sich und drehten sich, als schaffe die Vervielfachung allein schon Sicherheit. Es trampelte und stampfte wie von einem einzigen Wesen."

Dieser Roman hat bei mir eine große Erschütterung hervorgerufen. Englische Schuljungen verschiedenen Alters leben nach ihrem Instikt - wie Tiere - statt nach ihrem Verstand und nach dem, was sie in der Gesellschaft gelernt haben. Zuallererst wird ein Anführer gewählt. Der Konkurrent entwickelt einen regelrechten Hass auf ihn. Der Anführer bestimmt, dass auf dem höchsten Punkt der Insel immer ein Feuer brennen muss, um eine Chance auf Rettung zu haben. Er teilt dafür die älteren Jungs in Schichten ein. Doch es läuft alles anders, wie es sich alle vorgestellt hätten...

Die Charaktere sind sehr genau ausgearbeitet. Ralph, der zum Anführer gewählt wird, ist ein bodenständiger Jugendlicher, der auf Rettung hofft und sich durchsetzen kann. Piggy, ein stark kurzsichtiger, dicker Junge ist hochintelligent, doch außer Ralph macht sich jeder über ihn lustig, anstatt seine Intelligenz zu akzeptieren und seine Vorschläge zu bedenken. Ralphs Konkurrent ist ein Jäger, er legt nicht viel Wert auf Feuer, scheint auf Rettung entweder nicht zu hoffen oder sie ist ihm unwichtig. Jagen macht ihm Freude und er begründet diese Tatsache damit, dass die Jungen schließlich Fleisch essen müssen... Im Laufe des Buches entwickeln sich die Figuren in völlig unterschiedliche Richtungen.

Die Handlung nimmt recht schnell ihren Verlauf, da es ja nur ein dünnes Buch ist. Man kann die Spannung, die innerhalb der Gruppe aufgebaut wird, förmlich mitfühlen und ängstigt sich mit ihr, auch wenn man als Leser weiß, was da vorfällt.

Die Sprache ist - für mich etwas überraschend - relativ einfach gehalten. Kurze, prägnante Sätze sind vorherrschend. Es gibt gerade genug Informationen, um sich die Szenerie vorzustellen, aber es wird genug Spielraum gelassen, damit die Fantasie des Lesers schweifen kann.

Insgesamt ist es ein sehr überraschendes Leseerlebnis für mich gewesen, im positiven Sinne.


 
Über den Autor:
 
William Gerald Golding, geboren 1911 in Columb Minor, Cornwall, studierte in Oxford erst Naturwissenschaften, dann Anglistik. Er war Lehrer, im Krieg Marineoffizier. Längere Zeit lebte er in den USA, davon ein Jahr im Hollings College, Virginia. 1934 trat Golding mit Gedichten an die Öffentlichkeit. Sein erster Roman "Herr der Fliegen" erregte in Deutschland eine nachhaltige Wirkung. Für seinen Roman "Das Feuer der Finsternis" wurde Golding 1980 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet. 1983 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. William Golding starb im Juni 1993 in Cornwall.


Fazit:

Ein unbedingt empfehlenswerter Klassiker, besonders für die, die kompliziert geschriebene Literatur nicht mögen!

Sonntag, 8. Januar 2012

Rezension: Antoine de Saint-Exupéry - Der Kleine Prinz

Autor: Antoine de Saint-Exupéry
Titel: Der Kleine Prinz
Seiten: 75
Genre: Klassiker, Märchen
veröffentlicht: 1952 bei Karl Rauch Verlag
Originalausgabe: Le Petit Prince (1943, New York)
 
Kurzbeschreibung:
 
Der kleine Prinz lebt auf einem Planeten mit drei Vulkanen und einer Blume. Als er an der Liebenswürdigkeit der Blume zu zweifeln beginnt, begibt er sich auf eine Reise, die ihn schließlich auch auf die Erde, genauer: in die Sahara, führt. Dort trifft er auf den mit dem Flugzeug abgestürzten Ich-Erzähler, mit dem er Freundschaft schließt und dem er von den merkwürdigen Charakteren berichtet, die er auf den anderen Planeten getroffen hat.

Hier ist eine ganz wunderbare Seite zum Buch: www.kleineprinz.de
Und hier gibt es noch eine Leseprobe: *klick*
 
 
Über den Autor:
 
 Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 als Sohn des Grafen Jean Marie de Saint-Exupéry und Abkömmling einer der ältesten französischen Adelsfamilien in Lyon geboren. Schon früh verlor er den Vater; mit umso größerer Liebe hing er sein ganzes Leben lang an seiner Mutter, einer geborenen Marie de Fanscolombe ("Briefe an seine Mutter"). Nach dem Besuch der Jesuitenschule leistete er seinen Militärdienst in einem Fliegerregiment - und fand so seinen Beruf: 1926 übernahm er als Pilot der Gesellschaft Latécoère die Linie Toulouse - Casablanca ("Südkurier"). Schon zwei Jahre später wurde er Direktor der Luftpost von Buenos Aires ("Nachtflug")und danach wieder Versuchsflieger. Im Jahre 1935 stürzte er zusammen mit seinem Mechaniker Prévot über der ägyptischen Wüste ab - eine Episode, die in seinem Buch "Wind, Sand und Sterne" wiederkehrt. Es entstand zwei Jahre später nach einem Startunfall in Guatemala und erhielt den Großen Preis der Académie Francaise. Im Zweiten Weltkrieg emigrierte Saint-Exupéry nach der Besetzung Frankreichs in die USA; hier entstand neben "Der Kleine Prinz" und "Flug nach Arras" auch der unter dem Titel "Bekenntnis einer Freundschaft" veröffentlichte Brief an den ausgelieferten Freund Léon Werth. Als die Alliierten 1942 in Nordafrika landeten, schloss sich "Saint-Ex" - wie ihn seine Freunde nannten - sogleich der Armee des Generals de Gaulle an. Am 31. Juli 1944 startete sein Fernaufklärer von der Insel Korsika aus zum letzten Flug: Der Pilot und Dichter kehrte nicht zurück.
Zeitlebens gab es für Saint-Exupéry nur zwei Dinge, die wichtig waren: das Fliegen und das Schreiben. Dennoch flog er nicht um des Fliegens, schrieb er nicht um des Schreibens willen. Beides war ihm wichtig als Dienst am Menschen. Alle seine Bücher, von den in dem Band "Dem Leben einen Sinn geben" zusammengefassten Reportagenm Leitartikeln und Briefen bis zu dem mächtigen Gedankenbau der "Stadt in der Wüste" und dem berühmten "Brief an einen General", folgen diesem Grundgedanken: dem Menschen von heute einen Halt, seinem Leben wieder Sinn und Richtung zu geben.
 
Rezension:
 
Dieses kleine Büchlein wollte ich schon seit Ewigkeiten lesen und nun habe ich es endlich geschafft. Auf so wenigen Seiten ist so vieles dargestellt, dass es mich schier umgehauen hat.
Ein kleiner Prinz, der auf einem kleinen Planeten lebt, beschließt, die Welt zu erkunden und auf jedem Planeten trifft er einen Typos des menschlichen Charakters: sei es ein König, der sich für den Größten hält, obwohl er gar keine Untertanen hat, sei es ein eitler Mann, der immerzu gelobt werden will, obwohl auch für ihn niemand auf seinem Planeten ist, der ihn anhimmeln kann.
Der kleine Prinz landet schließlich auf der Erde und trifft mitten in der Wüste auf unseren Ich-Erzähler, der mit seinem Flugzeug abgestürzt ist und droht, bald zu verdursten. Der kleine Prinz fragt ihn vieles, antwortet selbst nie und wünscht sich ein Schaf, das ihm gezeichnet werden soll.
Während dieser wenigen Tage freunden sich die beiden an und wollen sich gar nicht mehr trennen.
Unterstützt wird dieses Märchen von Zeichungen, die der Autor selbst angefertigt hat und die sich als genauso philosophisch oder auch banal - je nach Sichtweise - entpuppen.
 
Fazit: 
 
Zuerst tut man diese offensichtliche Naivität als kindisch ab, doch hinter dieser Naivität, die gar keine ist, befindet sich etwas Tieferes, höchst Philosophisches. Ja, der kleine Prinz öffnet uns die Augen und sagt uns, dass wir die Welt nicht so oberflächlich betrachten sollen. Dass wir hinter die Dinge schauen und nachfragen sollen.